Samstag, 6. Oktober 2007

13 Tätowierte



Ein vollständig tätowierter Körper stellte zu einer Zeit, in der die Möglichkeiten zum Ausleben der eigenen Individualität sehr begrenzt waren, eine echte Sensation dar.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts handelte es sich in der überwiegenden Mehrzahl um Frauen, die damit warben, am ganzen Körper tätowiert zu sein und dies gelegentlich bis an die Grenzen des damals Schicklichen auch unter Beweis stellten. Dem Publikum eröffneten sich so unter dem Vorwand einer eingehenden Betrachtung der „Kunstwerke“ willkommene Gelegenheiten „einen Blick zu riskieren“.

Viele Tätowierte präsentierten in den Schaubuden ein kleines artistisches Programm, häufig Feuerspucken oder Schlangenvorführungen.
Noch mehr mögen die Besucher jedoch von den Geschichten über die angebliche Herkunft der Bilder gefesselt gewesen sein. Bisweilen ging es dabei um schmerzhafte kultische Tätowierungsriten Eingeborener, die sie auf Reisen in entlegene Weltgegenden erleiden mussten.
Motive wie Christus am Kreuz waren mit solchen Geschichten allerdings schwerlich in Einklang zu bringen. Offensichtlich fielen dem Publikum jedoch derartige Ungereimtheiten nicht auf, weil das Interesse tatsächlich weniger den Bildern galt…
...
(c) Stefan Nagel 2007

Keine Kommentare: